Gastfreundschaft & sehr viel Çay

Während wir vor einem Monat noch schnaufend auf den steilen Küstenwegen des Lykischen Weges gewandert sind, sitzen wir nun in Zypern auf der Terrasse und trinken frisch gepressten Saft von den Orangen aus unserem Garten. Nachdem wir Istanbul verlassen haben, bringen uns Murat und Serkan mit ihrem luxuriösen VIP-Bus, ausgestattet mit weichen Ledersitzen und einer dicken Soundanlage, sicher nach Izmir und laden uns auf dem Weg noch zum Essen ein. Schnell merken wir, dass man beim Trampen in der Türkei nie lange auf eine Mitfahrgelegenheit wartet und stets etwas mehr Zeit einplanen sollte für spontane Einladungen zum Çay trinken oder ein gemeinsames Essen. Immer wieder werden wir beschenkt und ist gerade nichts zur Hand, so werden schnell noch Bananen oder Mandarinen vom nächsten Straßenstand geholt. In Izmir finden wir Unterkunft bei einem älteren Ehepaar in dem ehemaligen Kinderzimmer der Söhne und erkunden für ein paar Tage die Stadt. 
In den Gassen spielen Männer Tavla, Angler stehen an der Uferpromenade und auch hier sitzt man überall draußen zusammen und trinkt Çay. Nach zwei Tagen machen wir uns wieder auf den Weg zur Südküste Richtung Fethiye. 
Während wir am Straßenrand noch unsere Wasservorräte auffüllen, werden wir schon in die Autowerkstatt gegenüber gewunken und zum Çay trinken eingeladen. So sitzen wir auf einmal neben sieben Mechanikern und werden über unsere Reise ausgefragt. 
Nach dem dritten Çay schaffen wir den Absprung und verabschieden uns, schließlich wollen wir noch ein paar Kilometer schaffen. Auf dem Weg werden wir von einem Namensvettern von Yunus eingesammelt und er bietet uns an, dass wir die Nacht auf der Dachterrasse seines Möbelhauses schlafen dürfen. So verbringen wir die Nacht in dem Geschäft voller prunkvoller Sofas und Betten. Am nächsten morgen verabschieden wir uns, nicht ohne noch einen gemeinsamen Çay getrunken zu haben. Unsere nächste Mitfahrgelegenheit hat es eigentlich eilig, da ein Geschäftstermin wartet, er lässt es sich jedoch nicht nehmen uns vorher nochmal zu Pide und Ayran einzuladen. Nach einigen weiteren Einladungen erreichen wir Fethiye und somit den Lykischen Weg. Teilweise per Anhalter, teilweise zu Fuß reisen wir hier auf den Spuren der Antike entlang und besichtigen Geisterstädte, Amphitheater und Felsengräber. Anschließend reisen wir über Konya nach Kappadokien. Auf dem Weg dorthin begegnet uns auch das erste mal der Winter und wir sehen den ersten Schnee. 
In Kappadokien angekommen freuen wir uns über eine warme Unterkunft. 
Verlässt man erstmal den touristischen Teil, fühlt sich Kappadokien an wie ein Ausflug in eine Märchenwelt. Seltsam anmutende Steinformationen in den unterschiedlichsten Farbtönen, Formenspiele aller Art – die Grenzen von Phantasie und Wirklichkeit verlieren sich. 
Nach einer Woche in Kappadokien machen wir uns auf den Weg nach Mersin, um von dort aus das Schiff nach Zypern zu nehmen. In Mersin erfahren wir noch ein weiteres mal die türkische Gastfreundschaft, als wir in einem kleinen Familienrestaurant, betrieben von einem sehr liebenswürdigen älteren Pärchen, zum Essen und sogar nach Hause eingeladen werden. Unsere Überfahrt nach Zypern ist ruhig und wir freuen uns über unsere Unterkunft für die nächste Zeit. Dank eines Freundes von Yunus Familie haben wir hier die Möglichkeit eine zeitlang unterzukommen, die Eindrücke der letzten Monate zu verarbeiten und die letzten warmen Tage des Jahres auszukosten.

2 Kommentare

  1. Harald Kaltwasser

    Hi Ihr Zwei,
    ich verfolge Ab und An Euren Reisebericht. Da habt Ihr ja schon so einiges erlebt, weiter so und bleibt gesund.
    Schon einmal ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!

    von Harry aus Sangerhausen, welcher Euch gleich am Anfang Eures Abenteuers vom Rastplatz in der Tschechei bis auf den Campingplatz in Wien mitnahm.

    • Hi Harry,
      Wir freuen uns über diesem Wege nochmal von dir zu hören und hoffen, dass du eine gute Zeit in Griechenland hattest. Du hast uns ja gleich am Anfang unserer Reise ein gutes Stück vorangebracht.
      Wir machen es uns gerade für die kommenden Weihnachtstage gemütlich. Auch dir ein schönes und besinnliches Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
      Ganz liebe Grüße nach Sangerhausen,
      Yunus & Hannah

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