Om Mani Padme Hum

Schneebedeckte Berge zeichnen sich gegen einen strahlend blauen Himmel ab.
Wir fahren vorbei an kargen Steppenlandschaften und türkis schimmernden Seen.
Die Menschen, die wir sehen, tragen bunte Kleidung, Bänder in ihren geflochtenen Haaren und häufig ein Lächeln auf den Lippen. Tibet ist atemberaubend schön. 
Es läuft allerdings nicht alles wie geplant. Am zweiten Tag erwischt Soraya eine fiese Grippe und die dünne Luft auf bis zu 5400 Metern trägt nicht gerade zur schnellen Genesung bei. So richten wir auf der Rückbank ihr Krankenbett ein und sie wird an die Sauerstoffflasche angeschlossen, denn der Zeitplan ist getaktet.
6 Tage dürfen wir in Tibet verbringen und müssen gemeinsam mit Fahrer und Guide auf einer vorher festgelegten Route bleiben, wobei eine Kamera im Auto auf uns und eine auf die Straße gerichtet ist. 
Wir besuchen einige Klöster auf unserem Weg durch Tibet und besichtigen den Potala Palast, den einstigen Sitz des Dalai Lama. 
Auch in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, sieht man wie überall im Land die Menschen mit Gebetsketten (Mala) und Gebetsmühlen (Mani-Rad) durch die Straßen gehen. Trotz des modernen Lebens, das auch hier vielerorts Einzug gehalten hat, spürt man, wie sehr der Alltag noch immer von spiritueller Praxis durchdrungen ist.
Von Lhasa aus nehmen wir den Zug quer durch China bis nach Peking. Soraya hat sich für die 40 Stündige Fahrt in weiser Voraussicht einen Liegeplatz genommen, doch wir wollten uns die paar Moneten sparen.
 So sitzen wir, immer noch etwas angeschlagen, zwischen neugierig blickenden Tibetern auf zwei Hard-Seats, die ihrem Namen alle Ehre machen. Einer der jungen Tibeter beginnt bald eine Geschichte zu erzählen und nach und nach füllt sich unser Abteil mit Interessierten und schart sich um den Erzähler. Zu gerne würden wir wissen worum es geht, doch da wir nichts verstehen und das Glück haben, doch noch einen Liegeplatz zu ergattern, verabschieden wir uns aus der Runde.
In Peking nutzen wir das erste mal seit langer Zeit Couchsurfing und können bei Jan im 22. Stockwerk im Wohnzimmer unser Lager aufschlagen. Nach einer entspannten Zeit und einigen lustigen Anekdoten von dem einstigen Dauerreisenden, ziehen wir zu unserer nächsten Couchsurfing-Gastgeberin Snow. Unerwartet landen wir in einem Luxus-Resort am Stadtrand. Snow wohnt hier mit weiteren 5 Mitbewohner:innen um die 30, die alle bereits finanziell ausgesorgt haben und zu den jungen Millionären Pekings gehören. Wir staunen über das moderne Haus mit Flachbildschirm in Kinogröße, dem Karaoke-Keller und beheizten Klobrillen. Snow und ihre Mitbewohner sind alle sehr bemüht, uns einen angenehmen Aufenthalt zu bescheren und es ist spannend von ihren Perspektiven zu hören. In Peking erkunden wir die verbotene Stadt und machen einen Ausflug zur Chinesischen Mauer. An vielen Stellen merkt man, wie rasant sich China in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Der Stadtverkehr in Peking ist im Vergleich zur Geräuschkulisse in Kathmandu unfassbar leise, da fast nur noch E-Autos und E-Roller unterwegs sind. Ein paar selbstfahrende Busse und Eis-Wagen sehen wir auch schon. Beeindruckend ist auch, wie oft man hier an einem Tag seinen Personalausweis zücken muss – an der Metro-Station, im Bahnhof, an den Sehenswürdigkeiten… Auch scheint es hier kaum noch üblich zu sein mit Bargeld zu zahlen und an beinahe jedem Ort gibt es mehrere Überwachungskameras.
Von Peking aus geht es für uns weiter nach Luoyang zu den Longmen-Grotten. In den über 1500 Jahre alten buddhistischen Grotten sind über 100.000 Buddhastatuen in Größenvariationen von 2 Zentimetern bis zu 17 Metern zu finden.
In Xi’an besuchen wir die noch ältere Grabanlage Qin Shihuangdis von 250 v. Chr. mit den detailliert ausgearbeiteten Terrakotta-Soldaten, die den Kaiser im Jenseits beschützen sollen. Von hier aus machen wir uns langsam auf zur Grenze, um nach Vietnam einzureisen. Mit einem sehr romantischen Nachtzug mit gebatikten Gardinen und alten Laternen fahren wir nach Hanoi. Nun freuen wir uns darauf, wieder ein neues Land entdecken zu dürfen.